Vor diesem Hintergrund deuten wir Bildung und Weiterbildung

"Wissen und Bildung sind, so heißt es, die wichtigsten Ressourcen des rohstoffarmen Europa, und wer in die Bildung investiert, investiert in die Zukunft"
[K.P. Liessmann]

 

Bildung ist nicht gleich Wissensansammlung, wie heute mit Blick auf die fragwürdigen Sprechblasen aus dem Jargon des New Management gerne suggeriert wird. Bildung bedeutet, sich die aufgeklärte Fähigkeit zu einer reflexiven Distanz zu erarbeiten und zu erhalten.

Wissen ist dabei mehr als Information. Wissen erlaubt es, einmal aus einer Fülle von Daten diejenigen herauszufiltern, die einen Wert haben. Dann auch, die Welt zu durchdringen im Erkennen, Verstehen und Begreifen.

 

"Visualisierung ist das Zauberwort, und Clickable Knowledge Maps sind der Inbegriff des gemanagten Wissens. Wie Wissen heute präsentiert wird, kann auch als Hinweis für die zunehmende Verachtung des Wissens gelesen werden.

Die Unsitte, die nicht nur bei Präsentationen […] einfache Sätze, schwülstige Begriffe über Power-Point zu projizieren und diese dann einfach abzulesen, stellt eine Verachtung der Zuhörerschaft dar und einen vollkommenen Verlust dessen, was man einst Vortragskultur nannte. [...]

Dort, wo alles glitzert und funkelt, Videobeamer, Screens und Laptops die Szene beherrschen, multimedial agiert und künstlerisch interveniert wird, ist es tatsächlich besser, nicht mehr zuzuhören. [...]

Es gibt Präsentationsformen – und die hirngerechten Dokumente gehören dazu -, die Denken nahezu unmöglich machen. Formuliert werden nur mehr Überschriften und Parolen, alle Möglichkeiten, Sätzen eine logische und damit argumentierende Struktur zu verleihen, werden gekappt. Dennoch sind die Protagonisten solcher Shows überzeugt davon, es handle sich um Wissen und seine Vermittlung."

[K.P. Liessmann - Theorie der Unbildung. Die Irrtümer der Wissensgesellschaft, S. 152]

 

Bildung ist nicht (ohne weiteres) erwerbbar, so, als ginge man zum Supermarkt und greift billig ins Regal.

Man kann sich ihr wohl nähern und ihr zustreben, um Potentiale zu erkennen und Facetten freizulegen. Dazu braucht es einen Kopf, der selber denken will und es braucht Zeit. Ohne die Mühe des Denkens geht es nicht.

Das Resultat: So Gebildete wären alles andere als jene reibungslos funktionierenden flexiblen, mobilen und teamfähigen Konfektionsmenschen, die marktschreierisch ihre Unwissenheit dokumentieren und den Stillen das Wort abschneiden.

Der Wettbewerbsdruck spielt in der Weiterbildung eine entscheidende Rolle. Als ein Kriterium für die Qualität von Bildung dient die Nähe zum Arbeitsmarkt. Die Nützlichkeit erworbenen Wissens und angeeigneter Kompetenzen werden zum entscheidenden Gesichtspunkt. Man spricht zwar noch von Bildung, meint aber in aller Regel eine an den Erfordernissen der Ökonomie orientierte, effizient und kostengünstig gestaltete Qualifizierung von Menschen.

Dabei ist das unserer Auffassung nach Pseudo-Bildung: jene, bei der es um ein Wissen geht, daß wie ein Rohstoff produziert, gehandelt, gekauft, gemanagt und entsorgt werden soll. Die Nachhaltigkeit bleibt aussen vor. Die Entwicklung menschlicher Potentiale zieht den kürzeren.

Das forum für kommunikation und unternehmensethik sieht die Entwicklung menschlicher Potentiale in der Fort- und Weiterbildung als eine dringende Aufgabe an und bekennt sich zu deren Aufbau durch vernünftige und professionelle Arbeit.

Dabei greifen wir aus nach Themen der Philosophie, Psychologie, Kunst, Religion, Wirtschaft und Medizin, um Menschen in ihrer Besonderheit gerecht zu werden.

Liessmann, Theorie der Unbildung, 21ff, 53 u.ö.

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